Hallo liebe Welsfreunde,
auf Grund des Umfanges etwas liegen geblieben möchte möchte Euch heute vier welsige Artikel aus der Ausgabe Juni/Juli des Aquaristik Fachmagazin aufmerksam machen:
Ingo Seidel „Zuchtformen von Welsen – oft attraktiv, doch auch umstritten“
Ingo schreibt, dass es oft den Tierhaltern nicht ausreicht, die gehaltenen Tiere nur zu vermehren, sondern auch immer wieder versucht wird, das genetische Potential auszuschöpfen. Diese Zuchtformen sollen zumeist auf Genmutationen basieren. Diese sollen sogar recht oft vorkommen, werden jedoch durch dominante Merkmale bzw. Lethalfaktoren verdeckt. Für die Züchter sind dann auch nur die Mutationen interessant, die zu augenscheinlichen Besonderheiten, zum Beispiel verlängerte Flossen, führen. Diese herauskristallisierte Eigenschaft muss sich dann in dem gewählten Stamm auch dominant weiter vererben lassen und keinen (merklichen) Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Helle Tiere sind von Fressfeinden wesentlich besser zu erkennen.
Die häufigste solcher Abweichungen soll in der Aquaristik der Albinismus sein. Solche Tiere treten auch in der Natur auf, haben dort jedoch nur eine sehr schlechte Lebenserwartung. Eine Besonderheit soll eine in England gezüchtete Mutante von Corydoras sp. „C 150“ sein, da es bisher die einzige Mutante ist, bei der sich die Zeichnung änderte.
Ein weiterer Aspekt sind Farbmodifikationen. Diese sollen jedoch genetisch nicht stabil sein. Da kann es durchaus vorkommen, dass diese Tiere sich unter geeigneten Bedingungen wieder umfärben. Als bekanntes Beispiel nennt Ingo Parancistrus aurantiacus.
Weiter geht Ingo auf somatische Mutationen ein. Dieses sind nur klein flächige Veränderungen und spielen für die Zucht keine Rolle.
Manche Fische sind auch erst als Zuchtformen für die Aquaristik interessant geworden: Clarias batrachus oder Synodontis nigrita.
In der Aquaristik könnte man ohne diese Zuchtformen auskommen. Ingo sieht die Grenze dort, wo die Vitalität der Tiere negativ beeinflusst wird: also zum Beispiel bei den verschiedenen Schleierformen (wie Schleierformen des normalen Antennenwelses) oder auch verschiedene Panzerwelse Corydoras aeneus, Corydoras paleatus und Corydoras panda. Häufig soll auch eine verminderte Vitalität mit melanistischen (schwarzen) Zuchtformen einhergehen.
Ingo Seidel „Weißlinge von verschiedenen Callichthyiden und Loricariiden“
Auf Grund ihrer Beliebtheit werden südamerikanischen Harnisch- und Panzerwelsen am häufigsten vermehrt. So sind von ihnen auch diverse albinotische Formen bekannt. Ingo merkt an, dass der Begriff „Albino“ nicht einheitlich gebraucht wird und es so immer Mal zu Missverständnissen kommt. So wie Ingo schreibt, sind bei Fischen hauptsächlich drei Typen von Chromatophoren (Pigmentzellen) für die Farberscheinung verantwortlich. Das sind Melanophoren, Xanthophoren und Iridophoren. Farbanomalien treten dann auf, wenn in der Synthese der essenziellen Aminosäure Phenylalanin ein Enzym blockiert ist. Das Phenylalanin soll eng mit dem Melanin-Stoffwechsel verknüpft sein. Während das Phenylalanin noch irgendwie synthetisiert werden kann, führen Enzymschäden zu Albinismus.
Dort wo in der Natur dieser Habitus keine Rolle spielt, hat er sich auch durchgesetzt: denken wir hier zum Beispiel an die Welse, die in Höhlen leben: Ancistrus cryptophthalmus, Ancistrus formoso, Ancistrus galani, Pimelodella kronei, Pimelodella spelaea, Rhamdia reddelli, Rhamdiopsis krugi, Astroblepus pholeter or Isbrueckerichthys alipionis.
Ingo geht dann noch tiefer auf Albinos, Leucisten/Flavinos und Xanthisten ein und präsentiert entsprechende Beispiele.
Ingo Seidel „Die Zuchtformen des gewöhnlichen Braunen Antennenwelse“
Bekanntlich ist der Ursprung des normalen Antennenwelses nicht mehr zu klären. In vielen Süd-Südamerikanischen Flüssen findet man ähnliche Arten, die sich beim genaueren Hinsehen dann aber doch deutlich unterscheiden. Ingo stellt daher fest, dass wir es hier mit Multihybriden zu tun haben. Daraus resultieren dann auch Unterschiede zwischen den Tieren dieser Form(en). Als mögliche Ursprungsarten nennt Ingo Ancistrus cirrhosus, Ancistrus multispinis, Ancistrus triradiatus und Ancistrus pirareta. Weitere, auch unbeschriebene Arten kommen da sicherlich hinzu.
Die ersten Zuchtformen waren hier Ancistrus sp. „Gold I“ und Ancistrus sp. „Gold II“, zwei unabhängig voneinander entstandene Weißlinge. Ein weit verbreitete Zuchtform ist auch Ancistrus sp. „Schildpatt“. Ingo betont, dass die Bezeichnung LDA16 für diesen Wels nicht zutrifft, da es sich beim echten Ancistrus sp. „LDA 16“ um eine Wildform handelt. Das gleiche trifft auch für L144 zu: der echte Ancistrus sp. „L 144“ ist eine Wildform, während es sich bei dem gezüchteten um Ancistrus sp. „Gelb-Schwarzauge“ handelt.
Da normalen Antennenwelse und deren Zuchtformen relativ einfach zu halten und zu vermehren sind, sind sie ein beliebter Ausgangspunkt für „besondere Züchtungen“. Über die Jahre sind verschiedene Formen des normalen Antennenwelse entstanden, als Kombination aus Hybridisierung und Selektion. Einige dieser Formen scheinen schon wieder verschwunden sein. Ebenso werden die heute bekannten Formen nicht die letzten neuen sein.
Ingo Seidel „Welswelten – Wissenswertes, Neues und Ungewöhnliches“
Ingo erinnert daran, dass die letzten Wildfänge des Segelflossenstörwelses (Sturisomatichthys festivus) vor fast 20 Jahren aus Kolumbien importiert worden sind. In der deutschen Aquaristik kommen sie kaum noch vor. Zumeist werden Sturisomatichthys aureus importiert, gepflegt und nachgezogen.
Die meisten im Handel angebotenen Störwels-Nachzuchten sollen aus Südostasien oder Israel stammen und keine klaren Artmerkmale mehr besitzen. Ingo vermutet, dass es sich hier um Hybriden zwischen Sturisomatichthys festivus und Sturisomatichthys aureus handelt.
In diesem Sinne sollten sich mehr Aquarianer um den Erhalt von Sturisomatichthys festivus bemühen, da sie sonst in der Aquaristik aussterben könnten.
Viel Spaß beim Lesen des Aquaristik Fachmagazin