Mit einem Blick ins Maul erkennt man schnell, ob ein Harnischwels ein Holzfresser ist: die Zähne sind löffelförmig gebogen und haben nur eine Spitze. Insbesondere die Unterkiefer laufen relativ spitz aufeinander zu bzw. sind parallel.
Bei diesen Holzfressern handelt es sich um Tiere der Gattungen Panaque, Panaqolus oder Cochliodon.
Holz
In ihren Heimathabitaten sind sie oft an in den Flüssen an Wurzeln, liegen gebliebem Altholz (Schwemmholz) oder an Pfeilern alter Holzbrücken zu finden, welche sie geduldig ab raspeln.
Im Aquarium sollte man dieses entsprechend berücksichtigen und sehr viel Holz einbringen. Damit die Tiere das Holz auch im Aquarium ab raspeln können, darf es nicht zu hart sein. Bewährt haben sich insbesondere die im Handel erhältlich Mangroven- und Moorkien-Wurzeln.
Da diese als Futterholz doch schon relativ teuer erscheinen, steht immer mal wieder die Frage nach einheimischen Alternativen. Eine gerne genutzte Möglichkeit ist das Sammeln von Wurzeln in Torfabbaugebieten. (Siehe „Moorwurzeln„) Entsprechend meinen Erfahrungen kann auch Totholz in Form von alten Ästen von einheimischen Laubbäumen verwendet werden. Um sicherzustellen, dass die Holzfresser diese ab raspeln können, versucht man ggf. nach mehrtägigem Wässern das Holz mit dem Fingernagel abzuschaben. (Fingernagelprobe genannt) Ist diese möglich, kann der Ast o.ä. als Futterholz verwendet werden.
Nach dem Einbringen von Holz ins Aquarium sollte man stets ein Auge darauf haben, dass die Wurzeln nicht verfaulen bzw. Schimmelpilze ansetzen. Dass man das Holz nicht gerade an Autobahnen sammelt, man kein Holz nimmt, dass schon beim Anfassen auseinander bricht oder total verschmutzt ist, versteht sich sicherlich.
Untersuchungen haben gezeigt, dass eingefärbtes Holz – zumindest dessen Überreste/Fasern – farblich unverändert wieder ausgeschieden worden sind. Sowohl Darmbeschaffenheit als auch Vorhandensein von Enzymen, die man für die effektive Verdauung von Holz erwartet, konnten nicht ernsthaft nachgewiesen werden.
Die Feststellung von Nelson u.a. (1999), lt. der Panaques / Panaqolus eine entsprechende Bakterienflora im Darm besitzen, erscheint daher fragwürdig. [1, 2]
2020 wurden Untersuchungsergebnisse von Mccauley et.al. [6] veröffentlicht, die deutlich darauf hindeuten, dass die holzfressenden Welse auf den durch Mikroben in der Umwelt durchgeführten Faserabbau angewiesen sind.
Man geht derzeit davon aus, dass die Holzfresser in Holz vorhandenen Detritus zur Ernährung verwerten.
In Zusammenhang Cochliodon berichtet Ingo Seidel [3] von Magenuntersuchungen durch Goulding u.a. 1988 [3], lt. denen man bei mehreren Tieren ca. 90 % Detritus (Schwebe- und Sinkstoffe des Gewässers) im Magen gefunden haben soll. Daraus ableiten zu wollen, dass Holzfresser auch dauerhaft, vollständig ohne Holz auskommen können, sehe ich kritisch.
In der Fisch-Futter-Industrie wird man die Untersuchungsergebnisse berücksichtigen. Für den Aquarianer bleibt es dagegen doch dabei: Holz, Holz und nochmals Holz für die Holzfresser.
Herbivores Futter
Die meisten Holzfresser (an bestimmte o.g. Gattungen bzw. konkreter Arten kann man das nicht fest machen) haben Pflanzen zum Fressen gerne. „Grünzeug“ ist neben Holz eine weitere gern genommene Nahrungsquelle. Insbesondere bei jungen Tieren kann man dem abfressen der Pflanzen durch reichlich Gemüsegaben (Zucchini, Gurke, Rosenkohl, Weißkohl, Kartoffeln …) vorbeugen. Oft (meist?) klappt das dann zumindest solange ganz gut, bis die Tiere auf den Geschmack gekommen sind. Oft nachdem man während urlaubsbedingter Abwesenheit keine Gemüse reichen konnte ist es dann geschehen.
Ingo Seidel berichtet im Zusammenhang mit Tieren der Gattung Cochliodon, dass zumindest wenige Pflanzen (z.B. Cryptocorynen) verschont geblieben sind. [4]
Unter herbivores Futter möchte ich weiterhin frische Zweige von Laubholz nennen, von denen offensichtlich gerne die Rinde ab geraspelt wird.
Bei Cochliodon basilisko wurde zudem in der Natur beobachtet, dass sie bevorzugt von Steinen Periphyton abweiden. D.h. bei den sogenannten Holzfressern muss nicht bei allen Holz die natürliche „Hauptnahrung“ sein. [5]
Carnivores Futter
In den Heimathabitaten der Holzfresser sind natürlich auch immer wieder Insektenlarven u. ä. zu finden. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Holzfresser, wenn sie diese finden auch fressen.
Im häuslichen Aquarium können wir den Holzfressern nicht ansatzweise ein Habitat anbieten, dass ihrem Herkommen entspricht. Die Ernährung der Holzfresser hängt daher ganz wesentlich davon ab, mit was sie gefüttert werden.
Wirft man fleißig größenmäßig angemessenes, carnivores Futter ins das Holzfresser-Becken wird es nicht lange dauern, bis die Holzfresser dieses verzehrt haben. Diese Nahrungsaufnahme entspricht aber (mengenmäßig) nicht denen in ihrem Heimathabitat.
Zu viel des „Guten“, zu viel carnivores Futter führt bei Holzfressern dazu, dass sie verfetten, verbunden mit allen gesundheitlichen Konsequenzen. Mit unserer Fütterung tragen wir also ganz erheblich zu Wohlbefinden und Gesundheit der Tiere bei.
Hat man in seinem Aquarium auch Fische (z.B. Buntbarsche) die carnivores Futter benötigen, hat man die eventuell die Chance, die unterschiedlichen Gewohnheiten zur Nahrungsaufnahme auszunutzen. So fressen Holzfresser hauptsächlich bei Dunkelheit. Wenn man die anderen Fische also wohlrationiert noch bei Licht füttert, kann das carnivore Futter bis zur Dunkelheit weitgehendest gefressen sein und wie oben geschrieben, ein paar carnivore Leckerbissen finden die Holzfresser auch in ihren Heimathabitaten, folglich sollten ein paar wenige carnivore Leckerbissen im Aquarium auch kein Problem darstellen. Man darf es halt nicht übertreiben und das liegt an uns Aquarianern. Bei derartigen Konstellationen muss man trotzdem drauf achten, dass die Holfresser nicht kugelrund werden.
„Nahrungsergänzung“
Im Handel werden diverse Futtermittel für Harnischwelse angeboten. Auf Grund o.g. Erkenntnisse empfehlen sich Futtertabletten für herbivore Welse, wie zum Beispiel DuplaRin G, JBL Plecochips, Quercustablets usw. Wie positiv sich der Holzanteil in verschiedenen Futtertabletten auswirkt, lässt derzeit schwer beurteilen.
Weiterführende Quellen:
[1] German, D.P. (2009) Inside the guts of wood-eating catfishes: can they digest wood? Journal of Comparative Physiology B 179: 1011-1023
[2] German, D.P. and R.A. Bittong (2009) Digestive enzyme activities and gastrointestinal fermentation in wood-eating catfishes. Journal of Comparative Physiology B 179: 1025-1042
[3] Seidel/Evers (2005) Welsatlas II, S. 732
[4] Seidel/Evers (2005) Welsatlas II, S. 970
[5] Tencatt, L.F.C.; Zawadzki, C.H. & Froehlich, O., 2014 „Two new species of the Hypostomus cochliodon Group (Siluriformes: Loricariidae) from the rio Paraguay basin, with a redescription of Hypostomus cochliodon Kner, 1854“ (Neotropical Ichthyology, Vol. 8 No. 1)
[6] Mccauley, M.; German, D.P.; Lujan, N.K. & Jackson, C.R. „Gut microbiomes of sympatric Amazonian wood-eating catfishes (Loricariidae) reflect host identity and little role in wood digestion“, Ecology and Evolution, 5/2020
Titelbild: Panaqolus sp. „L 306 / LDA 64“
Veröffentlicht: 03.11.2012