Vermehrung I: Brutphase

Vermehrung von höhlenbrütenden L-Welsen

Wie wir wissen sind viele unserer L-Welse Höhlenbrüter. Kennzeichnend für sie ist, dass das Weibchen mit Hilfe des Männchens Eier in einer vom Männchen ausgesuchten Höhle ablegt, das Männchen die Eier befruchtet. Die Gelege umfassen gattungs- und artabhängig zwischen 10 und knapp 200 Eier.
Nachdem das Weibchen die Höhle verlassen hat übernimmt das Männchen die Brutpflege.
Von außen auffällig ist das verstärkte Schwanzwedeln des Männchens, mit dem es frisches, sauerstoffreiches Wasser in die Höhle befördert. Die Brutpflege umfasst aber auch die Pflege der Eier – „schlechte“ werden aussortiert und ggf. auch die Unterstützung beim Schlupf der Larven in der Form, dass die Eihülle geöffnet wird.
Abhängig von Gattung/Art und Temperatur entwickeln sich binnen 5 bis 12 Tagen die Larven. Sie haben noch einen Dottersack, der ihnen die nächsten Tage als Nahrungsquelle dient.
Bei entsprechender Größe und Gelegenheit flüchten die Larven aus der bewachten Höhle.

Unerfahrene Männchen

Junge Männchen haben offensichtlich anfangs öfters Probleme mit der Brutpflege: sie pflegen das Gelege nicht richtig – gehen z. B. länger auf Ausflug, Eier fallen beim Wedeln aus der Höhle. Gelegentlich wurde auch berichte, dass unerfahrende Männchen den Nachwuchs nicht aus der Höhle lassen und dieser dann verhungert. Dieses konnte ich nie beobachten und kann es mir nicht vorstellen, so wendig wie die kleinen Welse sind, sollte es durchaus möglich sein, die Höhle am Vater vorbei zu verlassen.

Unterstützung der Brutphase

L-Welse werden nicht unbedingt zur Zucht angesetzt. Sie werden in Welsbecken oder Gesellschaftsbecken gehalten.
Es bietet sich an die Bruthöhle zu einem entsprechenden Zeitpunkt aus dem Aquarium zu entfernen. Gründe dafür sind:

  • Schutz vor Beifischen
  • gezielte Aufzucht
  • Verhindern, dass die Kleinen ins große Becken schwimmen und dann kaum noch zu fangen sind

Variante 1: sofort

Stellt man fest, dass das Männchen keine Brutpflege betreibt, empfiehlt es sich das Gelege anderweitig auszubrüten. In erster Linie haben sich dafür Brutkästen oder Einhängekästen bewehrt. Um sich Arbeit zu sparen, sollte man aber immer erst genau hinsehen, ob das Gelege auch wirklich befurchtet ist.
Gelegentlich wird diese Variante auch benutzt, trotz dass das Männchen die Brutpflege begonnen hat. Lt. den Berichten ist auch diese Methode erfolgreich. M. E. gibt es aber keinen zwingenden Grund das Männchen vom Gelege zu trennen, wenn es sich um den Nachwuchs kümmert.

(Siehe auch „Manuelles Ausbrüten„)

Variante 2: frühzeitig mit Männchen

Wenige Stunden/Tage nach dem das Gelege entstanden ist, setzt man die entsprechende Höhle in ein anderes Aquarium mit gleichen Wasserwerten oder in einem im selben Becken befindlichen Einhängekasten um. Da das Männchen Brutpflege betreibt, empfiehlt es sich m. E. auch das Männchen mit umzusetzen. Was eigentlich auch relativ einfach geht: greift man ins Wasser, verzieht sich das Männchen normaler Weise in die Höhle, mit einem flinken Griff fasst man die Höhle so, dass der Eingang verschlossen ist.
Das Männchen wird dann nach ca. 2 Wochen oder wenn ein paar mehr Larven vor der Höhle entdeckt worden, zurückgesetzt.

Variante 3: später (ohne Männchen)

Spätestens nach 2 Gelegen einer Art weiß man, wann seine Nachzuchten die Höhle verlassen. Kann man dieses Beurteilen, kann man auch erst kurz vor diesem Zeitpunkt die Höhle umsetzen. Das Männchen setze ich bei dieser Variante i. A. nicht mehr um. Dazu gibt man ihm die Chance beim Zugreifen nach der Höhle zu entwischen.

Bezogen auf die Varianten 1 und 2 sind die Vorteile einer Variante gleichzeitig Nachteile der anderen, i. d. S. beziehe ich mich nur auf Variante 2

Vorteile

  • die Eier / die Larven können durch andere Mitbewohner eher nicht mehr getötet werden
  • die Larven konnten noch nicht ins große Becken fliehen
  • Eier / Larven, die versehentlich aus der Höhle fallen, sind geschützt

Nachteile

  • zusätzlicher Aufwand für 2. Aquarium bzw. Einhängekasten
  • das Männchen steht für ein weiteres Gelege länger nicht zur Verfügung
  • Selektion

Immer Mal wieder sind Eier oder ganz kleine Larven vor der Bruthöhle zu finden. Einerseits muss man insbesondere bei unerfahrenen Männchen davon ausgehen, dass sie die Eier versehentlich aus der Höhle wedeln. Andererseits habe ich mehrfach festgestellt, dass diese Larven nicht einwandfrei waren – insbesondere Deformationen der Wirbelsäule aufwiesen. Der geschätzte Anteil von „geschädigten“ Larven lag bei den Hinausgefallenen(-geworfenen?) bei ca. 50%. Bei den bis zuletzt in der Höhle verbliebenen bei ca. 1%. Ich gehe daher davon aus, dass das Männchen während der Brutpflege Selektion betreibt.
D. h. wenn man sich entschließt heraus gefallene Larven aufzuziehen, sollte man auf deren Unversehrtheit achten.

Verhungern brutpflegende Männchen?

An unterschiedlichen Stellen wird berichtet, dass die Männchen sich vor der Brutphase ein gutes Polster anfressen, das sie dann aufzehren. Weiterhin ist wohl davon auszugehen, dass die Männchen bei akuter Nahrungsnot auch die Eier fressen würden.

Ich konnte beobachten, dass unsere brutpflegenden Männchen nachts, wenn sie sich in Sicherheit fühlten kleine Ausflüge zur Nahrungsaufnahme machen. Insofern finde ich es vorteilhaft ihnen auch abends in ihrer Nähe etwas Futter zu hinterlegen.

Titelbild: Brutpflege Peckoltia compata (L 134)
(31.01.2007)

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