Amazonas Mai/Juni 2015 – “Wels-Presseschau”

Hallo liebe Welsfreunde,

… die neue Amazonas – ein Paukenschlag in der Systematik der Harnischwelse und viele Infos auch über Corydoras:

Ingo Seidel "Neue Erkenntnisse zu den Verwandtschaftsverhältnissen der Hypostominae"

Ingo berichtet über die Arbeit "Multilocus molecular phylogeny of the suckermouth armored catfishes (Siluriformes: Loricariidae) with a focus on subfamily Hypostominae" von Nathan K. Lujan, Jonathan W. Armbruster, Nathan R. Lovejoyd, Hernán López-Fernández.
Mit dem Ausgliedern der Rhinelepini aus den Hypostominae deutete es sich ja schon an, dass dieses Werk eine umfangreiche Umstrukturierung in der Systematik der Harnischwelse nach sich ziehen wird.

So schreibt Ingo z.B.
„Die überraschendste Erkenntnis ist, dass die beiden Gattungsgruppen (Tribus) Ancistrini (bisher als Antennenwelse und Verwandte interpretiert) und Hypostomini (Schilderwelse) nicht wie bislang anhand von morphologischen Merkmalen angenommen, zwei Schwestergruppen darstellen, sondern dass die Hypostomini im Stammbaum innerhalb der Ancistrini einzuordnen sind.“
Quelle: Amazonas Mai/Juni 2015; S. 10

Dabei ist es gerade mal ca. 10 Jahre her, dass man die Unterfamilie Ancistrinae als Ancistrini in die Unterfamilie Hypostominae geschoben hat.

Aber das ist sicherlich nicht die einzige Überraschung, so zum Beispiel werden der Hemiancistrus-Klade nun die Gattungen Baryancistrus, Hemiancistrus, Panaque, Parancistrus und Spectracanthicus zugerechnet. Die eine oder andere Art wie zum "Baryancistrus" beggini, "Baryancistrus" demantoides, "Hemiancistrus" subviridis, … passt auch aus molekular phyletischer Sicht nicht in diese Klade.

Noch ein weiteres Beispiel, die Peckoltia-Klade. Dieser werden nun die Gattungen Peckoltia, Etsapu, Panaqolus, Scobinancistrus, Hypancistrus, Micracanthicus und Peckoltichthys (alias Sophiancistrus) zugerechnet, zur Überraschung aber auch die Gattungen Isorineloricaria und Aphanotorulus.

"Peckoltia" feldbergae ist in der Arbeit zwischen Hemiancistrus und Peckoltia eingeordnet worden, damit sollte sich auch hier Ancistomus als valide Gattung bestätigen. Allerdings bleibt es wohl bei "Peckoltia" sabaji?

Es gibt noch viele Umstrukturierungen, noch die eine oder andere Überraschung, aber das könnt Ihr in der Amazonas dann selber studieren.

Hans-Georg Evers "L67 beschrieben"

Hans informiert über die Erstbeschreibung des uns als L67 bekannten Harnischwelses als Pseudancistrus asurini durch Silva et. al. ("Two new species of Pseudancistrus (Siluriformes, Loricariidae) from the Amazon basin, northern Brazil"). Am Rande wird auch die Erstbeschreibung von Pseudancistrus kayabi erwähnt.

Hans-Georg Evers "Schöne Panzerwelse – Einblicke in die natürlichen Lebensräume"

Wenn man Hans nach Tipps fragt um irgendwelche Fische nachzuziehen, empfiehlt er zumeist sich hinsichtlich des Heimathabitats der Tiere schlau zu machen. So geht es in seinem Artikel auch darum, als Corydoras-Halter seine Hausaufgaben zu machen. In diesem Sinne stellt Hans uns diverse Habitate von Prachtpanzerwelsen (z.B. Corydoras sterbai und Corydoras haraldschultzi vom Rio Guaporé), Corydoras gossei und Corydoras seussi vom Rio Marmoré, Corydoras araguaiaensis vom Rio Araguaia, Scleromystax barbatus aus dem Bundesstaat Rio de Janeiro und, und, und …

Brian Perkins "Wiederentdeckung eines Phantoms – wie Corydoras weitzmani 30 Jahre nach seiner Beschreibung seinen Weg in die Aquaristik gefunden hat – eine Übersicht"

Corydoras weitzmani wurde bereits 1971 anhand von konserviertem Material von Nijssen beschrieben. Ersten Annahmen zur Folge sollten sie aus dem Río Vilcanota-System in der Nähe von Cusco stammen. Bei einem Blick auf alte Karten fand man die Bezeichnung Cordillera Vilcanota. Die Überlegung, dass Panzerwelse wohl eher warmes Wasser benötigen, kam man auf die Abflüsse aus den Cordillera Vilcanota in Richtung Amazonas-Becken. Schließlich konnte man dort dann auch C. weitzmani finden.
Die Lebensräume von C. weitzmani sind heute durch illegale Goldsucher bedroht. Sympathisch mit C. weitzmani kommt noch Corydoras sp. "CW16" vor. Während sich C. weitzmani sehr gut vermehren lässt, stellt sich dieses bei Corydoras sp. "CW16" als schwieriger heraus.

Steve Grant "Der Stromlinienpanzerwels Corydoras arcuatus – jahrzehntelang falsch bestimmt"

Steve Grant fiel ein Bild von Mark Allen auf, das den Holotypus von Corydoras arcuatas zeigt.
In der Erstbeschreibung wurde ein rundköpfiger Panzerwels ohne genau Angabe des Fangortes abgebildet. Dieser Art hat man dann z.B. auch Corydoras sp. "C20" zugeordnet. Das o.g. Bild zeigt aber einen spitzköpfigen Panzerwels, der eher Corydoras sp. "CW36" entspricht. Steve vermutet, dass in der Erstbeschreibung ein Paratype und nicht der Holotype abgebildet wurde und so jahrelang die Welse falsch bestimmt worden sind. Es gilt also umzulernen.

Wolfang Kochsiek "Corydoras duplicareus Sands, 1995 – der breitere Strich macht den Unterschied"

Corydoras duplicareus hat seinen Namen auf Grund der sehr großen Ähnlichkeit mit Corydoras adolfoi erhalten. Beide Arten unterscheidet man durch die Rückenbinde, die bei C. duplicareus deutlich breiter ist. Das spitzschnäuzige Pedant ist Corydoras serratus. Wie Wolfgang schreibt, lassen sich Männchen und Weibchen anhand der Formen der Bauchflossen unterscheiden. Die der Männchen sollen spitzer sein. Weiter berichtet der Autor über die nicht ungewöhnlichen Pflegebedingungen und die Nachzucht. Positiv auf einen Laichansatz wirken sich Grindal, Tubifex, Mückenlarven (schwarze, rote) aus. Wie auch bei anderen Corydoras-Arten üblich, führt ein Wasserwechsel mit kühlerem, weichem Wasser zum Ziel. Für die Aufzucht verwendet Wolfgang Kochsiek Artemia.

… rundum ein sehr welsige Ausgabe der Amazonas, vielen Dank.

Viel Spaß beim Lesen der Amazonas