Eine positive(?) Negativliste aus Brasilien

2018 erschien der „VI. Band – Peixes“ aus „Livro Vermelho – da Fauna Brasileira Ameaçada de Extinção„.  

Im Aquaristikfachmagazin Juni/Juli 2013 berichtet Ingo Seidel, dass die Erlaubnis zum Exportieren von Fischen nun auf Basis dieses Buches in Form einer Negativliste realisiert werden soll. Die gefährdeten Arten werden in diesem Livro Vermelho (Redbook) aufgelistet und dürfen nicht exportiert werden. Im Umkehrschluss dürfen in diesem Buch nicht aufgelistete Arten exportiert werden. Die bisherige Praxis der Postivlisten wird damit hinfällig.

Also zum Beispiel ist Hypancistrus zebra in diesem Buch aufgeführt und darf damit auch künftig nicht aus Brasilien exportiert werden. Andererseits wird Parotocinclus jumbo (LDA25) in dem Buch nicht genannt und sollte daher wieder exportiert werden dürfen.

Ganz so einfach ist die Sache nun aber auch nicht. Leandro Melo de Sousa erstellt derzeit eine Arbeit in der die gefährdeten, nicht beschriebenen Arten erfasst werden. Es ist davon auszugehen, dass diese dann auch nicht exportiert werden dürfen. Das bekannteste Beispiel hierfür ist sicherlich Hypancistrus sp. „L 174“.

Grundlage für diesen Wandel ist, dass man nach jahrelangen Forschungen zu dem Ergebnis gekommen ist, dass die Fische nicht durch den Zierfischfang gefährdet sind. Als Ursache für das Aussterben von Fischarten wurde die Umweltzerstörung erkannt.

Bleibt noch zu ergänzen: Ingo bremst aber auch gleich zu großen Enthusiasmus, da aufgrund von Corona derzeit kaum Exporte aus Brasilien erfolgen.

Gefährdete Arten in Brasilien
Es soll hier noch ein paar Ausnahmen geben, weil bei der Bewertung der geplante Staudammbau am rio Tapajós schon berücksichtigt wurde. Dieser Staudamm nun (hoffentlich grundsätzlich) nicht gebaut werden soll.

Zum Nachdenken

Soweit die Mitteilung im Aquaristikfachmagazin und die ergänzende Info von Leandro Melo de Sousa. Aus Aquarianersicht hört sich das sehr vielversprechend an. Wenn man mal die Sache überdenkt, wirkt dieses schon etwas „komisch“.

Nach der Mitteilung von Leandro Melo de Sousa zu den nichtbeschriebenen Arten, möchte ich mich mal nur auf die beschriebenen Arten konzentrieren.
Mal von irgendwelchen Diskussionen zu Synonymen u.ä. abgesehen sind ca. 640 Harnischwels-Arten aus Brasilien bekannt. (100%)

Davon gelten (ohne o.g. erwartete Ausnahmen) 46 Harnischwels-Arten aus Brasilien als gefährdet. (7,2%)
Weiterhin gelten 42 brasiliansiche Harnischwels-Arten als nicht gefährdet. (6,6%)

D.h. zu 552 beschriebenen Harnischwels-Arten wurden bisher entweder keine oder zu wenig Daten erhoben. (86,2%)
Betrachtet man die Relation zwischen gefährdet und nicht gefährdeten Harnischwels-Arten, ist anzunehmen, dass ca. die Hälfte der Harnischwels-Arten, also weitere ca. 225 Arten, ebenfalls gefährdet sein könnten. Dann wären nur ca. 17% der gefährdeten, beschriebenen Arten auf der Negativliste?!

Ich glaube, da sind schon an diesem pauschalen Vorgehen gewisse Zweifel angebracht. Sehen wir mal, wie sich die Sache entwickelt.

Veröffentlicht: 30.05.2020

Theorie und Praxis

Wie ich heute erfahren habe:

theoretisch soll der Export entsprechend der Negativliste möglich sein,

praktisch müssen die brasilianischen Exporteure noch immer entsprechend der Postivliste von 2012 arbeiten.

Update: 19.02.2021

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