Aquaristik Fachmagazin August / September 2016 – „Wels-Presseschau“

Hallo liebe Welsfreunde,

das neue Aquaristik-Fachmagazin ist erschienen. Auf vier Artikel möchte ich Euch aufmerksam machen:

Ingo Seidel "Über spektakuläre neue Hexenwelse und Neuigkeiten von dieser Fischgruppe"

Pseudohemiodon apithanos

Ingo informiert über den Import der echten Pseudohemiodon apithanos Anfang des Jahres durch die Firma aqua-global.
Von den bisher als Pseudohemiodon apithanos (nun besser Pseudohemiodon sp. aff. apithanos) bekannten Welsen unterscheiden die sich nun importierten durch das deutliche Netzmuster auf dem Kopf. Dieses entspricht auch der Beschreibung der Art durch Isbrücker & Nissen, 1978. Beschrieben wurde sie vom Río San Miguel, Provinz Napo, Ecuador. Ingo geht davon aus, dass der kolumbianische Exporteuer die Tiere über Leticia (kolumbianischen Stadt im Dreiländereck Kolumbien, Brasilien und Peru) erhalten hat. Die größten Tiere sollen eine Länge zwischen 23 und 25 cm gehabt haben.

Rhadinoloricaria macromystax

Auch über den Erstimport von Rhadinoloricaria macromystax wurde schon viel berichtet.
Beschrieben wurde die Art aus dem oberen Amazonasbecken in Ecuador und Peru. Inzwischen konnte die Art auch im Essequibo-Becken in Guyana nachgewiesen werden, was für eine sehr weite Verbreitung der Art spricht.
Im kolumbianischen Orinoco-Becken soll noch eine weitere, unbeschriebene Rhadinoloricaria-Art vorkommen.

In Hinblick auf die Arbeit von Covain et. al. "Molecular phylogeny of the highly diversified catfish subfamily Loricariinae (Siluriformes, Loricariidae) reveals incongruences with morphological classification" weißt Ingo darauf hin, dass die Gattung Apistoloricaria zum Synonym von Rhadinoloricaria erklärt wurde und auch Crossloricaria bahuaja und Crossloricaria rhami in die Gattung Rhadinoloricaria überführt wurden sind: dementsprechend nun also Rhadinoloricaria bahuaja und Rhadinoloricaria rhami

Crossloricaria variegata

Crossloricaria variegata konnte ebenfalls aus Kolumbien importiert werden. Sie stammten aus dem Departamento Choco, nahe der Grenze zu Panama.

Sturisomatichthys cf. tamanae

Diese Art entdeckte Ingo bei Pier Aquatics in England.
Bezogen auf die oben schon erwähnte Arbeit von Covain et. al. stellt Ingo fest, dass die in der Aquaristik verbreiteten Arten Sturisoma aureum und Sturisoma festivum nun der Gattung Sturisomatichthys zuzuordnen sind:
also nun Sturisomatichthys aureus und Sturisomatichthys festivus.

Daniel Konn-Vetterlein "Aphanotorulus ammophilus"

Daniel informiert kurz über Aphanotorulus ammophilus (L94 / L123) und Aphanotorulus popoi.
Wie er schreibt, traf er Aphanotorulus popoi während seines Bolivienaufenthaltes regelmäßig in den Morgenstunden im flachen Wasser, auf Sandbänken an.
Auf der Grund der reduzierten Bezahnung und dem regelmäßigem Antreffen auf Sandbänken schließt er, dass es sich um carnivor ernährende Welse handeln muss.

Weiterhin weißt Daniel darauf hin, dass vor kurzem die Gattung Squaliforma aufgelöst wurde und mehrere dieser Arten in die Gattung Aphanotorulus überstellt worden sind. (Siehe C. Keith Ray & Jonathan W. Armbruster "The genera Isorineloricaria and Aphanotorulus (Siluriformes: Loricariidae) with description of a new species")

(Die Überstellung der Squaliforma-Arten in die Gattung Aphanotorulus ist sicherlich diskussionswürdig, sind diese Squaliforma-Arten vom Körperbau insbesondere in den ersten Monaten den Aphanotorulus sehr ähnlich, so lassen sie sich dann später als semi- und adulte doch sehr gut von den herkömmlichen Aphanotorulus unterscheiden. Eine Unterscheidung von Aphanotorulus und Squaliforma allein anhand der Bezahnung ist meines Wissens nicht möglich, was dafür spricht, dass beide sehr ähnliche Lebensweisen besitzen. Während unserer Venezuela-Expedition 2012 konnten wir am Río Ventuari ausgesprochen großen Mengen an Squaliforma cf. emarginata (L 153) beobachten, wie sie in den Abendstunden geduldig im Wasser liegende Felsenbrocken abweideten. Unter Berücksichtigung von Daniels und meinen Beobachtungen, gehe ich davon aus, dass es sich wohl schon um omnivor ernährende Welse handelt, die in Abhängigkeit vom Habitat, je nachdem was sie vorfinden, sich diesem anpassen.
Vielleicht hat ja auch der eine oder andere unsere Südamerikareisenden von Beobachtungen mit diesen Tieren zu berichten?)

Dr. Axel Zarske & Prof. Dr. Hartmut Greven "Spermien im Darm – wie das?"

Wie geht die Befruchtung bei Corydoras-Arten vor sich? Die Autoren tragen den aktuellen Stand zusammen und stellen die unterschiedlichen Meinungen dar. Positiv fällt auch Ihre Erwähnung von "grauer Literatur" und "Bürgerwissenschaften" auf. Eine Auflösung der Frage gibt es jedoch noch nicht.

Ingo Seidel "Zwei neue Panzerwelse zu Ehren von deutschen Aquarianern beschrieben"

Ingo informiert über die wissenschaftliche Beschreibung von

Corydoras knaacki, zu Ehren von Dr. Joachim Knaack. So wie Ingo schreibt, widmete Joachim mehr als 60 Jahre mit Studien über die südamerikanische Fischfauna. So hat er zum Beispiel 17 Corydoras-Arten, darunter Corydoras sterbai und Corydoras pygmaeus.
(Siehe Tencatt & Evers "A new species of Corydoras Lacépède, 1803 (Siluriformes: Callichthyidae) from the río Madre de Dios basin, Peru ")

Corydoras eversi, zu Ehren Hans-Georg Evers.
(Siehe Tencatt & Britto "A new Corydoras Lacépède, 1803 (Siluriformes: Callichthyidae) from the rio Araguaia basin, Brazil, with comments about Corydoras araguaiaensis Sands, 1990")

Viel Spaß beim Lesen dieser sehr wels-informativen Ausgabe des Aquarium Fachmagazins.