Pseudolithoxus dumus (L 244) – und es klappt doch

Abbildung 1 (Titelbild): Pseudolithoxus dumus (L 244)Lange hat der Zuchterfolg bei Tieren der Gattung Pseudolithoxus auf sich warten lassen. Ende 2011 konnte ich nach langen vergeblichen Mühen Nachzuchttiere von Pseudolithoxus dumus (L 244) entdecken.

Einordnung von Pseudolithoxus dumus

Pseudolithoxus sind leicht von anderen Harnischwelsen durch ihre ausgesprochen langen Brustflossen zu unterscheiden. Auf Grund dieses Merkmales werden sie auch als Fliegerharnischwelse bezeichnet.Die Gattung Pseudolithoxus wurde 2001 von Isbrücker und Werner erstellt und die nachfolgende genannten vier der bis dahin von Armbruster, 2000 als Lasiancistrus beschriebenen Arten in die neue Gattung überführt:

Abbildung 2: Pseudolitoxus anthrax Pseudolithoxus nicoi
Pseudolithoxus dumus Pseudolithoxus tigris

Typusart der Gattung wurde Pseudolithoxus anthrax. Später wurde noch eine weitere Art als Pseudolithoxus beschrieben:

 Darüber hinaus sind noch drei weitere unbeschriebene Arten bekannt:

 Insbesondere Pseudolithoxus anthrax, Pseudolithoxus dumus und Pseudolithoxus tigris sind in der Aquaristik gut bekannt, da Tiere dieser Arten regelmäßig aus Venezuela importiert werden. Seltener im Handel zu finden sind dagegen Pseudolithoxus kelsorum und auch der Erstimport von Pseudolithoxus nicoi ist noch nicht all zu lange her.

Die anderen sind in der Aquaristik eher unbekannt.Pseudolithoxus anthrax, P. dumus und P. tigris kommen hauptsächlich im oberen Orinoco-Einzug, insbesondere einschließlich Río Ventuari, vor. Hier haben wir hauptsächlich Klar- und Mischwasser. Pseudolithoxus nicoi stammen dagegen aus der Nähe des Río Casiquare und dem Río Atabapo, – Schwarzwasser.

Abbildung 3: Río Orinoco bei Santa Barbara

Vom oberen Río Orinoco und Río Ventuari sind folgende Wasserwerte bekannt:

Wassertemperatur 26 – 34 °C
pH ~ 6 – 7
Leitfähigkeit ~ 20 µS/cm

Tabelle 1: Wasserwerte Río Orinoco und Río Ventuari

Pseudolithoxus dumus im Aquarium

Vor ca. 4 Jahren konnte ich eine Gruppe (6 Tiere, höchstwahrscheinlich 3/3) Pseudolithoxus dumus im Welsladen Chemnitz erwerben. Bei uns bezogen sie ein Art-Aquarium 100 cm x 40 cm x 40 cm (160 L). Gefiltert wird das Becken über einen externen Filter JBL Eco und einen Innenfilter Eheim 2212. Beheizt wird das Aquarium mit einem 100 Watt-Heizstab.
Das Aquarium ist nicht bepflanzt, dadurch kann auch auf die Beleuchtung verzichtet werden. Der Tag-Nacht-Rhythmus wird durch einfallendes Tageslicht sichergestellt.
Zur Einrichtung verwendete ich zunächst Welshöhlen und Schieferplatten, als Bodengrund feinen, stumpfen Kies.Schon bald bemerkte ich, dass sich die Pseudolithoxus sehr ähnlich den Zonancistrus brachyurus (L 168) verhalten, jedoch noch wesentlich zurückgezogener leben.

Schieferspalten statt Welshöhlen!

Unsere Zonancistrus brachyurus meiden übliche Welshöhlen und bevorzugen Schieferspalten. Auch für die Vermehrung wählen sich brutpflegende Männchen solche „Spalten“ aus.

Abbildung 4: Zonancistrus brachyurus bei der Brutpflege

Es lag also nah, auch im Pseudolithoxus-Aquarium Welshöhlen durch solche Schieferspalten zu ersetzen.

Abbildung 5: „Schieferspalten“

Weiterhin war mit aufgefallen, dass die Pseudolithoxus immer wieder versucht haben Löcher in den Kies zu graben.Somit war der Plan für die Umgestaltung des Pseudolithoxus-Reiches gefasst: Sand statt Kies und Schieferspalten statt Welshöhlen.

Abbildung 6: Aquarium nach der Umgestaltung

Während der folgenden Jahre versuchte ich die Tiere insbesondere durch Veränderung der Wasserwerte zu stimulieren. Während dieser Zeit bewegten sich die Wasserwerte im Aquarium in folgenden Bereichen (vorübergehende Werte in Klammern): 

Temperatur 27 – 32 °C
pH (4,3 – ) 5 ( – 7,0)
GH < 1 (- 7,0) °dH
KH < 1 (- 4) °dH
Nitrit < 0,025 mg/l
Nitrat < 10 mg/l
Leitfähigkeit (50 -) 100 (- 300) µS/cm

Tabelle 2: Schwankungsbreite der Wasserwerte im AquariumFür die Wasserwechsel verwendete ich zumeist vollentsalzenes Wasser oder Regenwasser, das durch Leitungswasser zum Erreichen der angestrebten Wasserparameter ergänzt wurde. Wasserwechsel führte ich zumeist aller ein bis zwei Wochen durch. Zwecks Stimulation setzte ich gelegentlich auch mal etwas länger aus.

Ernährung von Pseudolithoxus dumus

Abbildung 7: Maul eines Pseudolithoxus dumus

Ein Blick ins Maul der Pseudolithoxus dumus verrät, dass es sich um Allesfresser handelt, die wohl hauptsächlich herbivore Nahrung zu sich nehmen, jedoch auch carnivorem Futter nicht abgeneigt sind. Bei uns werden die Tiere überwiegend mit DuplaRin G gefüttert. Zur Abwechslung reichen wir aber auch andere Wels-Tabs vom JBL bzw. Tetra. Frostfutter wurde kaum, Gemüse gar nicht angenommen.

Die Geschlechter lassen sich leicht unterscheiden

Pseudolithoxus dumus lassen einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus erkennen. In der Dorsalansicht erscheinen Männchen deutlich schlanker, ihr Odontodenbewuchs auf dem ersten Pectoralstrahl ist wesentlich stärker. Die Ventrale erscheint etwas größer. Auch die Unterscheidung anhand der Genitalpapille, die beim Weibchen mehr röhrenförmig erscheint, ist möglich.

Abbildung 8: Pseudolithoxus dumus – Männchen (links) – Weibchen (rechts)

Abbildung 9: Pseudolithoxus dumus – Genitalpapille – Männchen (links) – Weibchen (rechts)

Abbildung 10: Pseudolithoxus dumus – Pectorale und Ventrale – Männchen (links) – Weibchen (rechts)

Stimulation von Pseudolithoxus dumus (L 244) – nur wie?

Im Laufe der Zeit habe ich mehrere unterschiedliche Harnischwelsarten vermehrt. So bin ich zu der Ansicht gekommen, dass folgende Faktoren für die Vermehrung eine wesentliche Rolle spielen können: 

  • Pärchen (langfristig)
  • Beckengröße (langfristig)
  • Einrichtung (langfristig)
  • Strömung (lang- und kurzfristig)
  • Sauerstoffgehalt (langfristig)
  • Ruhe (lang- und kurzfristig)
  • Futter (lang- und kurzfristig)
  • Wasserwerte (lang- und kurzfristig)
  • Wasserwechsel(rhythmus) (lang- und kurzfristig)
  • Wassertemperatur (lang- und kurzfristig)
  • Luftdruck(veränderung) (kurzfristig)

Nach vier Jahren intensiver Bemühungen die Pseudolithoxus dumus zu vermehren, hatte ich wohl alle mit diesen Faktoren zusammenhängenden, realisierbaren Ideen ausgeschöpft. Aus Resignation wechselte ich nur noch bei Gelegenheit das Aquarien- mit Leitungswasser.

Und es klappt doch – Vermehrung von Pseudolithoxus dumus

Etwa ein halbes Jahr später kam ich Sonntagabends an das Aquarium und konnte kleine Pseudolithoxus entdecken. Dass der Dottersack vollständig aufgebraucht war, sprach dafür, dass der Nachwuchs schon einige Tage alt sein musste. Anhand wenige Wochen später entdeckter Larven aus dem folgenden Gelege und deren Aufwuchsgeschwindigkeit muss der erste Nachwuchs beim Entdecken bereits ca. 4 Wochen alt gewesen sein. Anhand von Notizen konnte ich zumindest ermitteln, dass etwa 14 Tage davor ein Wasserwechsel mit vollentsalzenem Wasser stattgefunden hat. 

Temperatur 29 °C
pH 5
GH < 1 °dH
KH < 1 °dH
Leitfähigkeit ~ 250 µS/cm

Tabelle 3: Wasserwerte nach dem ersten NachwuchsUnter Berücksichtigung, dass ich längere Zeit vorher nur Leitungswasser zum Austausch nahm, muss insbesondere der pH-Wert während der 14 Tage zwischen vorangehendem Wasserwechsel und Gelege relativ schnell gefallen sein.Innerhalb von 2,5 Monaten kamen 5 Gelege zustande, aus denen jeweils mehr als 20 Tiere hervorgingen.

Abbildung 11: Der zuerst entdeckte Pseudolithoxus dumus-Nachwuchs

Abbildung 12: Wenige Stunden alter Pseudolithoxus dumus

Die Aufzucht der kleinen gestaltete sich sehr einfach. Die kleinen Welse putzen die Aquarienscheiben und Aquarieneinrichtung von Aufwuchs ab und gingen recht bald auch an sera Plecochips und DuplaRin G.
Bis zu einer Größe von 4 bis 5 cm wuchs der Nachwuchs sehr schnell innerhalb weniger Wochen heran. Danach lies das Wachstum deutlich nach.

Abbildung 13: Pseudolithoxus dumus – ca. 4 Wochen alt

Abbildung 14: Pseudolithoxus dumus – ca. 5 Wochen alt

Abbildung 15: Pseudolithoxus dumus – ca. 7 Wochen alt

Abbildung 16: Pseudolithoxus dumus – ca. 4 Monate alt

Leider war es mir nicht möglich das Männchen beim Brüten zu beobachten. In der Hoffnung Bilder vom möglichen 6. Gelege zu machen, habe ich wohl dieses Gelege verhindert. Während die adulten Pseudolithoxus gleich ins entfernteste Eck flüchteten, wenn man nur in die Nähe von ihrem Aquarium kommt, blieb an diesem Abend das Männchen in „seiner“ Schieferspalte geklemmt. Leider waren auch beim Drehen der Höhle keine Eier zu entdecken. Am nächsten Morgen war die Schieferspalte dann verlassen.

Abbildung 17: Pseudolithoxus dumus – während/nach der Brutpflege ist die Pectorale des Männchens verlängert

Fazit

Pseudolithoxus dumus habe ich leider als sehr versteckt lebende Art kennen gelernt, eine Art für Liebhaber leer aussehender Aquarien. Dennoch sind Pseudolithoxus keine alltägliche aquaristische Art und es macht Freude die Tiere zu studieren. Besonders schön ist es, wenn es dann doch gelingt, eine Art die als kaum vermehrbar galt, nun doch vermehrt zu haben. Das gibt Hoffnung für viele neue aquaristische Aufgaben

Fortsetzung März 2015

Inzwischen sind seit dem ersten Gelege etwas mehr als 3 Jahre vergangen. Während dieser Zeit sind die Nachzuchten sehr, sehr langsam gewachsen. Die größten haben nun eine Länge von ca. 8 cm.
Die Elterntiere brüten immer noch, immer mal wieder. Wasserwechsel machen wir seit längerem wöchentlich zu 1/4 mit einer Mischung von vollentsalzenem Wasser (ca. 80%) und Leitungswasser ca. 20%.

Abbildung 18: Pseudolithoxus dumus – etwa 3 Jahre alt, ca. 8 cm.

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