Einordnung
2009 machte eine Erstbeschreibung viel von sich reden, als aus Ancistrini sp. „L 239“ „Baryancistrus“ beggini wurde, obwohl dieser Wels außer der Hautmembran zwischen Rücken- und Fettflosse mit anderen bekannten Baryancistrus keine große Ähnlichkeit hat. Im Handel wird diese Art auch oft als „Blue Panaque“ bezeichnet.
Herkunft
„Baryancistrus“ beggini stammen aus dem oberen Río Orinoco-Einzug: Rio Ventuari, Rio Orinoco (Venezuela) und Rio Guaviare (Kolumbien). (Siehe Nathan K. Lujan, Mariangeles Arce, and Jonathan W. Armbruster „A New Black Baryancistrus with Blue Sheen from the Upper Orinoco (Siluriformes: Loricariidae)“ Copeia 2009, No. 1, 50–56)
Río Orinoco nahe der Mündung des Río Ventuari
Bei den Zierfischfängern am Río Ventuari
Vom den Heimathabitaten sind folgende Wasserwerte bekannt:
Fluss | Temperatur | pH | Leitfähigkeit | Typ |
---|---|---|---|---|
Río Orinoco | 30-33°C | ~ 7,0 | <50 µS/cm | Mischwasser |
Río Ventuari | 26-35°C | 6,6-7,2 | <160µS/cm | Klarwasser |
Das Aquarium
Mitte 2006 erwarb ich zwei Männchen von dieser Art. Die Suche nach passenden Weibchen war zu dieser Zeit nicht ganz einfach. Erst wenige Monate später vermittelte mir eine guten Freundin sechs weitere, allerdings wesentlich kleinere Tiere. Die acht Welse hälterte ich zunächst über einige Monate in einem 112 L-Becken.Etwas später erhielt die Gruppe ihr endgültiges Aquarium 70 x 50 x 40 cm (140 Liter). Als Bodengrund verwendete ich Kies der Körnung 1 – 3 mm in einer Höhe von ca. 4 cm. Zur weiteren Einrichtung legte ich eine große Mangrovenwurzel, mehr als 10 Welshöhlen aus Ton oder Schiefer und eine halbe Kokosnuss in das Aquarium.
Das Aquarium wird mit einem Außenfilter Eheim 2224 und einem luftbetriebenen Innenfilter Sera L150 gefiltert. Weil das Aquarium im Aquarienkeller mit einer Raumtemperatur von ca. 25°C steht, reicht ein 50 W Stabheizer, um die Beckentemperatur bei ca. 28 °C zu halten.
Zum Wasserwechsel verwende ich vollentsalztes Wasser oder Regenwasser, das ich geringfügig mit Leitungswasser mische. Das Becken ist unbeleuchtet und unbepflanzt.
Die allgemeinen Wasserwerte sind nachfolgender Tabelle zu entnehmen.
Temperatur | pH | KH (SBV) | GH | Nitrit | Nitrat | Leitfähigkeit |
---|---|---|---|---|---|---|
28 °C | 5,5 – 7,0 | ≶ 1 °dH | ≶ 2 °dH | ≶ 0,025 mg/l | ≶ 10 mg/l | 100 – 300 µS/cm |
Das Artbecken der Baryancistrus beggini
Entgegen anderslautenden Berichten konnte ich nicht feststellen, dass die Tiere besonders scheu sind. Ein paar Tiere halten sich stets im vorderen Bereich des Aquariums auf. Lediglich bei hastigen Bewegungen vor dem Aquarium ziehen sich die Tiere zurück. Bei guten Haltungsbedingungen entwickelten sie sich gut fort.
Ernährung
Bei „Baryancistrus“ beggini handelt es sich um einen Aufwuchsfresser, der jedoch nicht ganz so stark auf Aufwuchs spezialisiert ist wie andere Baryancistrus. Auch die reduzierte Bezahnung spricht dafür, dass sich die Tiere auch carnivor ernähren.
Die Tiere sind oft dabei die Mangroven-Wurzel abzuweiden. Dass die Tiere gelegentlich auch Holz abraspeln sollen, kann ich nicht bestätigen. Die adulten Tiere werden von mir überwiegend mit DuplaRin G gefüttert. Zur Abwechslung erhalten sie gelegentlich auch pflanzliche Welschips von Sera, Tetra oder JBL. Ab und zu füttere ich auch Frostfutter: zum Beispiel Artemia, schwarze Mückenlarven, Cyclops. Mehrfach habe ich auch Gemüse angeboten, das jedoch nie angenommen wurde.
Maul von Baryancistrus beggini
Unterscheidung der Geschlechter
Bei jungen Tieren lassen sich die Geschlechter sehr schwer unterscheiden. Mit zunehmendem Alter wird es leichter. Männchen bekommen länger Interopercularodontoden und längere, kräftigere Odontoden auf dem jeweils ersten Strahl der Brustflossen. Bei den Weibchen ist eine geringfügig breitere Taille zu beobachten. Beim Blick auf die Genitalpapille fällt auf, dass die des Männchens deutlich spitzer zuläuft.
Baryancistrus beggini, Männchen
Baryancistrus beggini, Weibchen
Baryancistrus beggini, Genitalpapille, Männchen
Baryancistrus beggini, Genitalpapille, Weibchen
Vermehrung von Baryancistrus beggini
Drei Wochen nach dem Einsetzen der Welse in ihr neues Zuhause, rief mich abends meine Frau an und sagte mir, dass sie zwei Jungfische an der Aquarienscheibe gesehen habe. Ich konnte dieses nicht glauben, und sagte, dass es wohl zwei Schnecken gewesen sein werden. Sie erwiderte, so schnell seien aber keine Schnecken. Worauf ich antwortete: das sind sicherlich Rennschnecken. Als ich am Wochenende nach Hause kam, fand ich die beiden Fische.
Die beiden Jungfische wollte ich – wie gewohnt – in einen Einhängekasten setzen. Vor Aufregung lief natürlich erstmal alles schief. Ein Tag später lag einer der beiden tot im Einhängekasten. Aus Sorge, dass mit dem Einhängekasten noch etwas schief läuft, entließ ich den zweiten wieder in das Elternbecken. Leider war er nach einer Woche nicht mehr aufzufinden.Ein Jahr verging, ohne dass sich etwas Neues ereignete. Als ich etwas mehr Zeit hatte, wechselte ich fast täglich ca. 50% des Aquarienwassers. Die Tiere wurden merklich aktiver. Eines Abends konnte ich ein Männchen beobachten, das in einer Höhle ein Gelege betreute. Um es diesmal besonders gut zu machen, überführte ich sofort die Höhle mit dem Männchen und Gelege in einen Einhängekasten. Bei Peckoltia compta (L 134) bewährte sich dieses Verfahren bereits mehrfach. Das „beggini“-Männchen hatte dafür aber keine Verständnis und verlies wenig später das Gelege. Es hetzte wie ein Wilder durch den kleinen Einhängekasten, so dass ich es wenig später in das große Becken zurücksetzen musste.
Baryancistrus beggini, der Vater ist nicht zu beruhigen
Die Eier schüttelte ich aus der Höhle. Es waren 12 Stück, von denen aber einige schon anfingen zu verpilzen. Mit einem Skalpell entfernte ich rasch die abgestorbenen Eier. Nach ca. 7 Tagen kamen 2 Larven zum Schlupf, überlebten jedoch nicht den ersten Tag.
Berichte im Internet benennen als maximale Gelegegröße dieser Art ebenso 12 Eier. Die Verlustrate bei der Aufzucht war auch nach diesen Berichten sehr hoch.
Eier von Baryancistrus beggini
Ein reichliches Jahr später entdeckte ich eines Tages zufällig 3 Jungwelse an der Aquarienscheibe. Ihr Alter schätzte ich auf ca. 14 Tage. Auch dieses Gelege muss unmittelbar nach einer längeren Phase stärkerer Wasserwechsel zustande gekommen sein.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass weitere längere Phasen mit stärkerem Wasserwechsel keinen Erfolg brachten. Zeitnah zu den Gelegen war kein prägnanter Wetterwechsel zu beobachten.
Baryancistrus beggini im Alter von ca. 2 Wochen
Ich bereitete für die drei Jungwelse einen Einhängekasten mit einer dünnen Sandschicht vor. Nachdem ich die Kleinen in den Einhängekasten gesetzt hatte, legte ich noch Erlenzapfen und Seemandelbaumblätter in das Aquarium. Ein Sprudelstein sorgte für eine bessere Sauerstoffversorgung im Einhängekasten. Ein paar Turmdeckelschnecken kamen ebenfalls in den Einhängekasten.
In den Filterkreislauf des Aquariums fügte ich einen UV-Klärer ein. Täglich wurden 10 Liter Aquarienwasser gewechselt.
Baryancistrus beggini Aufzucht im Einhängekasten
Die kleinen Welse fütterte ich 3 – 5 Mal am Tag mit JBL Nobilfluid (Artemiafluid) oder einem Gemisch aus Cyclop Eeze, JBL NovoTom und zermahlenen JBL-Tabis. Überschüssiges Futter saugte ich täglich ab.Die Tiere sind im Laufe eines Jahres auf ca. 45 mm Länge gewachsen. Im Vergleich zu anderen Welsarten, sind sie damit sicherlich mit die langsamsten.
Baryancistrus beggini, 28 Tage
Baryancistrus beggini, 28 Tage
Baryancistrus beggini, 3 Monate, 25 mm
Baryancistrus beggini, 3 Monate, 25 mm
Baryancistrus beggini, 6 Monate, 35 mm
Baryancistrus beggini, 6 Monate, 35 mm
Baryancistrus beggini, 7 Monate
Baryancistrus beggini, 9 Monate
Wasserwerte bei den Gelegen:
Datum | Nummer | Temp. | pH | GH | KH | Leitf. | Sonstiges |
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01.02.07 | 28 | 7.00 | 5 | 3 | 358 | Artbecken, 2 Tiere, Aufzucht nicht gelungen | |
06.04.09 | 3 | 28 | 6.93 | 2 | 1 | 234 | Artbecken |
18.12.09 | 2 | 28 | 7.00 | 3 | 2 | 221 | Artbecken |
23.01.08 | 29 | 6.80 | 5 | 2 | 205 | 12 Eier; 26.01.: 2 Larven geschlüpft, 10 Eier verpilzt entfernt 27.01.: 🙁 |
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25.01.10 | 4 | 28 | 6.05 | 1 | 1 | 212 | Artbecken |
Fazit
Bei „Baryancistrus“ beggini handelt es sich um eine kleinbleibende, friedfertige Harnischwelsart, die sich im Aquarium auch vermehren lässt. Die Gelege sind relativ klein. Die Verluste sind während der Brutphase hoch. Für diese Art gilt es besonders viel Geduld aufzubringen.