Tefé und Cuxiu Muni

Nach Tefé

Über Nacht ist unser Schiff weiter den Rio Solimões aufwärts gefahren. Das alltägliche La Traviata weckte uns.

Von Deck waren im Gegensatz zum bisher befahrenen Teil des Fluss relativ hohe, rotbraune Ufer zu sehen. Weit oben über dem Fluss befindet sich die Missionsstätte Adbelem Tefé.

Schon bald zog von Osten her ein Regengebiet auf. Man sah förmlich wie es uns folgte und uns zügig einholte. Wenn auch der Monat Januar am Anfang der Regenzeit dort ist, so muss man doch ständig mit heftigen Regenfällen rechnen.

Ein paar Motorkanus waren unterwegs. Die Regenschirme der auf den Motorkanus Mitfahrenden hatten bei dem starken Regen doch nur dekorativen Charakter. Oft ist ein Regen dort in der Region genau so schnell weg, wie er kam. So war es auch an diesem Morgen. [Weiter unten: Tefé]

Tefé

Die Stadt Tefé liegt ca. 525 km Luftlinie, ca. 600 (680 in der Trockenzeit?) km Flusskilometer von Manaus entfernt. Sie liegt am gleichnamigen Lago Tefé, in den auch der Rio Tefé mündet. (80 km = ca. 13% Differenz in den verschiedenen Quellen wird wohl auf die Unterschiede zwischen Trocken- und Regenzeit zurückzuführen sein, sind doch diverse Flussarme in der Trockenzeit nicht befahrbar.)

Die ist aus einer unbedeutenden Indianersiedlung hervorgegangen und wurde 1759 als Vila de Ega gegründet. Heute ist sie mit reichlich 60.000 Einwohnern ein bedeutender Warenumschlagplatz am mittleren Rio Solimões.
Alternativ zum Wasserweg kann man Tefé auch mit dem Flugzeug erreichen. Es gibt keine Straßen nach Tefé. Für Touristen ist der Ort bestenfalls eine Zwischenstation und hat keinerlei Sehenswürdigkeiten. Die Stadt hat heute auch den schmeichelhaften Namen “Princesinha do Rio Solimões” (“Prinzessin des Rio Solimões”).

Nach dem Auftanken unseres Schiffes an einer Tankstelle auf dem Lago Tefé erreichten wir relativ spät die Stadt und machten uns unter Führung unseres brasilianischen Chefs auf die Suche nach einem sehenswerten Park. Um Zeit zu sparen zog er in Erwähnung, dass wir uns mit Motorräder zu dem Park bringen lassen. Eine Gruppe von Motorradfahrern bat uns das für wenige Real auch an. Da wir unsicher waren, ob alle dort auf dem Motorrad mitfahren wollen, entschieden wir uns doch zu laufen. Nach einigem Suchen, Fragen und Hin und Her mussten wir zum Schluss kommen, dass es den Park offensichtlich nicht mehr gibt. (Wo hätten uns die Motorradfahrer abgesetzt?)

Etwas überrascht war ich, als wir gerade in diesem abgeschiedenen Ort an einer groß angelegten Motorrad-Kontrolle vorbei kamen. Jedes Motorrad, das die Straße entlang kam, hat man offensichtlich raus gewunken. Am Straßenrand standen sicherlich mehr als 20 Maschinen mit Fahrer, die kontrolliert worden.

Auf dem Rückweg besuchten wir noch die Catedral Santa Tereza.

Fischmarkt in Tefé

Auf einmal war Eile angesagt und es blieb nur wenig Zeit den Fischmarkt anzusehen. Das Angebot war doch sehr überschaubar. Ob es noch einen anderen größeren Markt gibt oder es an der doch relativ späten Uhrzeit (später Vormittag) lag, habe ich nicht erfahren. Auffällig auf dem Fischmarkt war erneut, dass große Mengen an Liposarcus pardalis verkauft worden. Die Kisten waren offensichtlich nur mit dieser Art gefüllt. Da es unwahrscheinlich ist, dass die Einheimischen gezielt Liposarcus pardalis züchten, stellte ich mir die Frage, wieso auf dem Markt (bzw. auch in Coari) keine anderen Segelschilderwelse angeboten worden sind, obwohl diese syntop vorkommen und ebenso als Speisefisch geeignet sind/sein müssten wie zum Beispiel: Glyptoperichthys cf. gibbiceps (L 164)). [Weiter unten: Cuxiu Muni]

Cuxiu Muni

Am Nachmittag besuchten wir das Dorf Cuxiu Muni, etwas von Tefé aus stromaufwärts, auf der anderen Seite des Rio Solimões, an der Mündung des Rio Copeá (auch Paraná Copeá). Wir fanden dort auch eine Açaí-Palme (alias Kohlpalme), deren Beeren sich wohl zum neuen Gold Brasiliens entwickeln. So sagt man diesen Beeren nach, dass sie Krebs heilen, Alterung entgegen wirken und vor Herzkrankheiten schützen.

Neben weiteren verschiedenen Pflanzen waren dort auch ein Beispiel für Floating Cultivation zu finden, wobei man dort wohl etwas anderes unter dem Begriff versteht, wie in anderen Teilen der Welt. Hier ging es darum, dass ein (kleines) Stück vom Regenwald für den Anbau von Nutzpflanzen (zum Beispiel Getreide, Mais) verwendet wird bis es nicht für den Ackerbau nicht mehr nutzbar ist. Anschließend bzw. zeitversetzt bereitet man ein weiteres solches Stück Land vor. Während der Nutzung des “neuen” Ackerlandes lässt man das “alte” vom Regenwald her wieder zuwachsen.

Zumindest ein “Jugendzimmer” in dem Ort war mit einer wohl sehr kräftigen Musikanlage ausgestattet.

Anschließend ging es in einen nahe gelegenen Flusslauf zum Angeln. Mit Ausnahme von ein paar Silberwelsen (Calophysus macropterus) wollte aber nichts anbeißen.