Saugwelse aus Afrika?

Loricariidae – Harnischwelse gibt es nur in Südamerika (von Gebieten invasiver Verbreitung – wie die südlichen Bundesstaaten der USA oder Südostasien -abgesehen).
Wie die erdgeschichtliche Entwicklung der Kontinente ablief ist den meisten zumindest im Groben bekannt: Südamerika und Afrika waren bis vor ca. 200 Millionen Jahren Teile des Großkontinentes Gondwana. 
Die Frage nach Loricariidae bzw. deren Verwandten in Afrika ist naheliegend.

Die Großkontinente Laurasia und Gondwana in der Trias, etwa vor 200 Millionen Jahren

Bild 1: Die Großkontinente Laurasia und Gondwana in der Trias, etwa vor 200 Millionen Jahren.

Subfamilie Chiloglanidinae – die afrikanischen Saugwelse

Die Subfamilie geht auf Riehl & Baensch, 1990 im Aquarien-Atlas Band 3. Mergus Verlag zurück.

Zu dieser Subfamilie gehören die Gattungen

  • Atopochilus
  • Atopodontus
  • Chiloglanis
  • Euchilichthys

Der Name leitet sich von der Gattung Chiloglanis ab.
Zu der Subfamilie gehören alle Welse der Familie Mochokidae (im Englischen: Squeaker-Catfishes), die ein Saugmaul besitzen.

Chiloglanis

Chiloglanis – auch als Stromschnellenwelse bezeichnet – sind mit ihrem Saugmaul sehr ähnlich. Das Saugmaul ist wie bei den Harnischwelsen mit Papillen besetzt und wird ebenso benutzt, um sich an Holz, Steinen, Pflanzen udgl. festzuhalten.

Chiloglanis sp. aus dem Kongo - Maul

Bild 2: Maul von Chiloglanis sp. aus dem Kongo

Chiloglanis deckenii

Bild 3: Chiloglanis deckenii aus der Erstbeschreibung

Die Gattung Chiloglanis wurde bereits 1868 durch W. Peters aufgestellt: „Ueber eine von dem Baron Carl von der Decken entdeckte neue Gattung von Welsen, …„. Die Typusart ist Chiloglanis deckenii – benannt nach dem Sammler des Typusmaterials.

Derzeit sind ca. 60 Arten in der Gattung Chiloglanis beschrieben.

Chiloglanis leben in Stromschnellen und schnell fließenden Gewässern um den Nil und in Westafrika. Sie werden bis ca. 10 cm groß. Chiloglanis ernähren sich von Pflanzen und darin enthaltenen Kleinstlebewesen.

Atopochilus

Die Gattung Atopochilus besteht derzeit aus sieben Arten. Sie werden bis zu 14 cm lang. 5 Arten kommen im Kongobecken, die anderen im südlichen Gabun und Kamerun bzw. im Einzungsgebiet des Wami im Osten Tansanias.

Der Name wurde abgeleitet aus dem Griechischem „atopos“ – absurd und „cheilos“ Lippe.

Beschrieben wurde die Gattung 1879 von Sauvage: „Notice sur la faune ichthyologique de l’Ogôoué

Atopochilus vogti

Bild 4: Atopochilus vogti, Pellegrin, 1922 – Bild: John. P. Friel

Atopochilus savorgnani

Bild 5: Atopochilus savorgnani, Sauvage, 1879

Typusart ist Atopochilus savorgnani, die zusammen mit der Gattung beschrieben worden ist.

Atopochilus macrocephalus

Bild 6: Atopochilus macrocephalus, Boulenger, 1906 – Bilder: Boulenger, 1911

Atopodontus

Die Gattung Atopodontus ist monotypisch. Der Name stammt aus dem Grischichen: atapos – seltsam, anormal, fehl am Platz und odontos – Zahn. Damit wird auf den ungewöhnlichen Unterkiefer Bezug genommen.

Art und Gattung wurden 2008 von John P. Friel & Thomas R. Vigliotta beschrieben: „Atopodontus adriaensi, a new genus and species of African suckermouth catfish from the Ogooué and Nyanga River systems of Gabon (Siluriformes: Mochokidae)„.

Atopodontus adriaensi, kommt im Nyanga-Einzug (Okano River, Ivindo River, Bendolo River) von Gabun vor. Sie wird bis ca. 12 cm groß.

Euchilichthys

Die Gattung Euchilichthys wurde 1900 von Boulenger eingeführt: „On some little-known African silurid fishes of the subfamily Doradinae„. Derzeit umfasst die Gattung 5 Arten. Tiere dieser Gattung werden bis 22 cm lang. Euchilichthys kommen im südlichen Kamerun, in Gabun, in Angola und in der Republik Kongo vor.

Euchilichthys sp.

Bild 7: Euchilichthys sp. aus dem Kongo – Bild von: Haps

Typusart ist Euchilichthys guentheri. Die Art geht auf Schilthuis 1891 als Atopochilus guenther zurück: „On a collection of fishes from the Congo; with description of some new species

Euchilichthys guentheri

Bild 8: Atopochilus guentheri, Schilthuis, 1891 – Bild aus der Erstbeschreibung

Euchilichthys royauxi

Bild 9: Euchilichthys royauxi, Boulenger, 1902 – Bilder: Boulenger, 1911

Subfamilie Doumeinae – erinnern teilweise an die Loricariinae (Hexenwelse)

Ein Teil der Welse aus der Subfamilie Doumeinae (Quappenwelse) erinnert an die südamerikanischen Hexenwelse.

Zu dieser Subfamilie gehören die Gattungen:

  • Andersonia
  • Belonoglanis (Eidechsenwelse)
  • Congoglanis
  • Doumea
  • Phractura
  • Trachyglanis

Der Name Doumeinae leitet sich von der Gattung Doumea ab.
Die Welse der Gattung Doumea besitzen Knochenspitzen. Diese betrachtet man als Vorläufer von Knochenplatten.
Welse der anderen o.g. Gattungen haben Knochenplatten, so wie wir sie auch von den Loricariidae bzw. Loricariinae kennen.

Die Doumeinae sind der Familie Amphiliidae, Regan, 1911 (Afrikanische Schmerlenwelse) untergeordnet.

Doumea

Doumea sind mit ihrem relativ großen Körper, spitzen Kopf und dünnen Schwanzstiel den südamerikanischen Hexenwelsen sehr ähnlich. Ihre Körperform ist dem Leben in schnell fließenden Flüssen angepasst.

Doumea typica, Boulenger, 1911

Bild 10: Doumea typica, Sauvage, 1879 – Bild von: Boulenger, 1911

Doumea cf. typica aus dem Dja in Süd-Kamerun

Bild 11: Doumea cf. typica aus dem Dja in Süd-Kamerun

Sauvage erstellte 1879 die Gattung Doumea in „Notice sur la faune ichthyologique de l’Ogôoué„. Typusart der Gattung ist Doumea typica.

Diese Welse besitzen Knochenspitzen, die als Vorläufer von Knochenplatten angesehen werden.

Doumea leben im Dja River und in den Küstengewässern von Kongo, Gabun und Republic of Cameroon. Sie können eine Größe von ca. 25 cm erreichen.

Belonoglanis

Zur Gattung Belonoglanis gehören 2 Gattungen aus dem Einzug de Kongo Rivers. Diese Welse werden auch als Eidechsenwelse bezeichnet. Sie werden bis knapp 20 cm groß.

Die Typusart ist Belonoglanis tenuis. Die Art wurde 1902 von Boulenger beschrieben: „Additions à la faune ichthyologique de bassin du Congo. Matériaux pour la faune du Congo

Belonoglanis tenuis

Bild 12: Belonoglanis tenuis, Boulenger, 1902

Phractura

Welse der Gattung Phractura fallen durch einen sehr langen Schwanzstiel auf.

Die Typusart ist Phractura bovei. A. Perugia beschrieb diese Art bereits 1892 als Peltura bovei: Annali del Museo civico di storia naturale di Genova

Die Welse dieser Gattung werden im Englischen auch als African whiptailed catfish bezeichnet.

Peltura bovei

Bild 13: Peltura bovei, Perugia, 1892

Phractura ansorgii

Bild 14: Phractura ansorgii, Boulenger, 1901

Phractura longicauda

Bild 15: Phractura longicauda, Boulenger, 1903

Phractura lukugae

Bild 16: Phractura lukugae, Boulenger, 1920

Bildquellen:

Titelbild: Chiloglanis sp. aus dem Kongo Haps – CC NY-SA 3.0
Bild 1: Lenny222″, Ausschnitt aus: Laurasia-Gondwana.png, CC BY-3.0
Bild 2: Haps – CC NY-SA 3.0
Bild 3: W. Peters in „Ueber eine von dem Baron Carl von der Decken entdeckte neue Gattung von Welsen, …
Bild 4: John. P. Friel (CC BY-NC)
Bilder 5, 6, 9, 10, 12: Georg Alber Boulenger, 1911 in „Catalog of the fresh-water fishes of Africa in the Britisch Museum„, Vol. 2
Bild 7: Haps – CC BY-SA 3.0
Bild 8: Schilthuis, 1891 in „On a collection of fishes from the Congo; with description of some new species
Bild 11: Jon Armbruster – CC BY 2.0, Wikipedia
Bild 13; A. Perugia, 1891 „Annali del Museo civico di storia naturale di Genova
Bilder 14, 15, 16: The Trustees of the Natural History Museum, London; CC BY-4.0