Sehr teuer – schwer zu halten und zu vermehren? Hypancistrus zebra („L 46“)

Im Frühjahr 2006 haben wir von verschiedenen Züchtern kleine Gruppen Hypancistrus zebra-Nachzuchten erworben. Über unsere Erfahrungen mit diesen Tieren möchte ich Euch heute berichten.

Abbildung 1: Hypancistrus zebra (L 46) – Männchen

Einordnung

Die Gattung Hypancistrus wurde 1991 von Isbrücker und Nijssen aufgestellt und anhand der Typus-Art Hypancistrus zebra beschrieben. [1]
„Hyp“ – vom griechischen hypo (unter) abgeleitet deutet auf die reduzierte Bezahnung der Tiere hin.
Ancistrus“ wurde aus dem Tribus Ancistrini (Kner, 1853) abgeleitet, dessen Tiere sich durch die Odontoden auf dem Kiemendeckel (oft als Interopercular-Odontoden bezeichnet) auszeichnen.

Abbildung 2: Maul eines Hypancistrus zebra (L 46)

Die Art wurde zuvor schon in der DATZ 9/89 vorgestellt und erhielt die L-Nummer „L 46″“. Später wurde als „L 98“ noch eine Variante der Art in der DATZ 6/92 vorgestellt.
Im Zusammenhang mit Hypancistrus zebra wird auch oft „L 173“ erwähnt. Hier ist der Artstatus, ob es sich um eine Variante von H. zebra handelt oder eine eigenständige Art, nicht abschließend geklärt. Da das einst als „L 173“ vorgestellte Tier nicht mehr vorhanden ist, wird es hier voraussichtlich auch zu keiner Klärung mehr kommen. [2]

Herkunft

Die Art stammt aus dem Rio Xingú, flussaufwärts der Stadt Altamira, im brasilianischen Bundesstaat Para. Beim Rio Xingú handelt es sich um einen ca. 2100 km langen Klarwasserfluss, der das Amazonasbassin von Süden her durchfließt und in den Amazonas mündet. [3]

Haltung

Wie bei anderen Hypancistrus ist die Haltung sehr einfach, benötigen sie im Wesentlichen sauberes, warmes und sauerstoffreiches Wasser. Das Wasser wird wöchentlich zu etwa 30 – 50 % gewechselt. Als Wechselwasser verwenden wir Leitungswasser und vollentsalzenes Wasser zu etwa gleichen Teilen. Wir halten die Tiere etwa bei folgenden Wasserwerten:

Temp. pH KH GH Leitf.
26 – 32°C 6,0 – 7,2 ~1 ~2 100 – 300 µS/cm

Zur Vermehrung haben wir derzeit ein Artbecken mit 5 Tieren (m. E. 3 Männchen / 2 Weibchen) besetzt. Das Becken hat eine Größe von 80 cm x 35 cm x 40 cm = 112 Liter.
Als Bodengrund wurde Kies der Körnung 1 – 3 mm, ca. 4 cm hoch verwendet.
Das Becken wird mit zwei Eheim aquaball 2212 gefiltert. 2 Stabheizer zu je 50 Watt beheizen das Becken. Zusätzlich ist einem Sprudelstein im Becken installiert.

Abbildung 3: Aquarium für Hypancistrus zebra (L 46)

Das Becken ist eingerichtet mit mehreren einseitig offenen Welshöhlen, Schieferplatten zur „Etagenbildung“ und einigen kleineren Moorwurzeln bzw. Mopani. Zur Bepflanzung sind Anubias barteri var. nana auf die Wurzeln aufgebunden.

Geschlechter

Die Geschlechter lassen sich ab etwa 6 cm unterscheiden. Folgende Kriterien können dafür herangezogen werden:
Männchen haben:

  • einen breiteren Kopf und breitere Schultern
  • einen längeren und damit im Profil flacher fallenden Kopf
  • kräftigere, längere Interopercular-Odontoden
  • einen kräftigeren ersten Brustflossenstrahl
  • eine stärkere Bestachlung des ersten Brustflossenstrahls
  • nicht unbedingt schmalere Hüften.
  • Sie wirken oft länger

Dabei ist zu beachten, dass man sich anhand der Kriterien einen Gesamteindruck bilden muss. Es ist meist unzureichend, die Geschlechterbestimmung an nur ein oder zwei Kriterien festmachen zu wollen.

Abbildung 4: Hypancistrus zebra – Männchen

Abbildung 5: Hypancistrus zebra – Weibchen

Abbildung 6: Hypancistrus zebra – Männchen

Abbildungen 7: Hypancistrus zebra – Weibchen

Vermehrung und Aufzucht

Die Vermehrung von Hypancistrus zebra ist nicht besonders schwer. Wichtig ist vor allem sauberes, warmes und sauerstoffreiches Wasser.Die Brutpflege betreibt das Männchen.
Die Gelegegrößen sind relativ klein. Zumeist sind es zwischen 5 und 15 Eier. In der DATZ wurde mal von einer Gelegegröße von 28 Eiern berichtet. Dieses scheint mir doch eher die Ausnahme zu sein.Bei uns haben sich die Tiere bei folgenden Wasserwerten vermehrt:

Datum Anzahl Temp. pH GH KH Leitf. Sonstiges
01.03.07 6 28 7.00 5 3 289 Artbecken
30.04.07 5 29 6.00 2 1 132 Artbecken
29.06.07 1 29 6.20 2 1 202 Artbecken
03.08.08 3 30 7.20 3 2 198 Artbecken
21.09.08 4 30 7.20 3 2 255 Artbecken
20.10.08 7 28 6.00 2 1 187 Artbecken
08.12.08 6 30 6.00 2 1 207 Artbecken
26.01.09 5 28 6.00 2 1 189 Artbecken
15.03.09 11 28 6.40 2 1 247 Artbecken
02.04.09 6 28 6.40 2 1 180 Artbecken

Die Nachzuchttiere setzten wir sobald sie die Höhle verlassen in einen Einhängekasten.
Der Einhängekasten wird über einem Luftheber mit Wasser aus dem Elternbecken versorgt.
Zusätzlich installieren wir noch einen Sprudelstein im Einhängekasten um die Sauerstoffzufuhr zu verbessern.

Den Boden des Einhängekastens bedecken wir mit einer dünnen Schicht Sand. Dieses beugt insbesondere Bakterienkulturen am Boden vor. Die unserer Meinung nach auch für die Entwicklung zu Mopsköpfen verantwortlich sein können.Weiter legen wir in den Einhängekasten ein kleines Wurzelstück, ggf. ein Pflanzenableger und ein Seemandelbaumblatt als Versteckmöglichkeiten. Letzteres wirkt auch desinfizierend.Die Aufzucht gestaltet sich relativ einfach. In den ersten Wochen bekommen die Tiere bei uns abwechselnd Cyklop Eeze und JBL NovoTom. So etwa ab der 3. Woche füttern wir dann auch DuplaRin S bzw. M.

Hypancistrus zebra,
ca. 6 Tage alt,
15 mm,
die Fehlfärbung hat sich nach ca. 4 Wochen verloren

Hypancistrus zebra,
ca. 13 Tage alt,
17 mm

Hypancistrus zebra,
nach 13 Tagen sind auf dem Pectoralstrahl bereits Odontoden zu sehen

Hypancistrus zebra,
ca. 20 Tage alt,
17 mm

Hypancistrus zebra,
ca. 27 Tage alt,
19 mm

Artenschutz

Im Dezember 2004 wurde aus Artenschutzgründen eine Liste veröffentlicht, die regeln sollte welche Fische noch aus Brasilien exportiert werden dürfen. [4] Insbesondere, dass die ausgesprochen beliebten Zebrawelse nicht mehr legal ausgeführt werden durften, mussten wir hier in Europa erfahren. Inzwischen ist eine neue Positivliste erschienen, die den Export aus Brasilien regelt. Neben dem Hypancistrus zebra sind nun viele andere Harnischwelse vom legalen Export ausgeschlossen. [5]
Parallel dazu wurden durch Exportkontrollen durch die IBAMA (Brasilianisches Institut für Umwelt und erneuerbare Ressourcen) verschärft. Bereits der Versuch nicht erlaubte L-Welse aus Brasilien auszuführen führt heute zu drastischen Strafen. [6, 7]
Dem gegenüber nimmt ein gigantischer Staudammbau am Rio Xingú immer bedrohlichere Züge an. So schreibt Ingo Seidel: „Man kann sich gut vorstellen, wie sich die Verwandlung eines sehr schnell fließenden, sauerstoffreichen Flussabschnittes in ein stehendes Gewässer auf den Fortbestand dieser stark spezialisierten Art auswirken dürfte. Sie bedeutet aller Wahrscheinlichkeit nach ihren sicheren Tod, und daran wird der Exportstopp nichts ändern.“
[8, S. 20]
Zumindest ein kleiner Lichtblick kommt aus Brasilien. So will das Staatssekretariat für Fischerei und Aquakultur des brasilianischen Bundesstaates Pará (SEPAq – Secretária de Estado de Pesca e Aquicultura) das Zierfischgewerbe unterstützen. [9] In diesem Rahmen sind auch zwei Projekte vorgesehen:

 

  • Ökologie und Management von Hypancistrus zebra im Rio Xingú, Pará
  • Nachzucht des Zebrawelses (Hypancistrus zebra) in Gefangenschaft. [10]

Auf Grund des Exportverbotes gilt Hypancistrus zebra auch in der europäische Aquaristik ein besonderes Interesse.

Fazit

Hypancistrus zebra ist sicherlich der beliebteste Harnischwels und hat auf diese Weise nach seiner Ersteinfuhr einen maßgeblichen Anteil am danach ausgebrochenen L-Wels-Boom.
Die relativ hohen Preise für Hypancistrus zebra resultieren in erster Linie auf Grund der hohen Nachfrage und der relativ kleinen Gelegegrößen. Der brasilianische Exportstopp hat natürlich auch einen gewissen Anteil daran. Man sollte aber immer bedenken, dass man Wild- und Nachzuchten nicht unterscheiden kann.
Die Haltung und Nachzucht ist relativ einfach.
Zu einem „Problemwels“ ist m. E. Hypancistrus zebra erst durch die Kombination von „will haben“ und Preis geworden: Viele Aquaristikeinsteiger wollen verständlicher Weise gerade diesen Wels. Größere aquaristische Fehler bleiben durch Unerfahrenheit nicht aus und dann ist das Geschrei groß. Wegen einem Wels, der gerade 5 EUR gekostet hat, macht keiner groß Reden, anders bei einem Wels, für den man durchaus um die 100 EUR bezahlt hat. Das tut dann auch dem Geldbeutel weh.

Quellen

 

  • [1] Ingo Seidel, Hans-Georg Evers „Welsatlas“ Band 2, 2005
  • [2] Arbeitsgruppe L-Welse, Hypancistrus sp. „L 173“
  • [3] Michael Goulding, Ronaldo Barthem, Efrem Ferreira „The Smithsonian Atlas of the Amazon“, 2003
  • [4] ALista Nacional das Espécies da Fauna Brasileira, Ameaçadas de Extinção
  • [5] INSTRUÇÃO NORMATIVA Nº 203, DE 22 DE OUTUBRO DE 2008
  • [6] Ibama aplica multa de mais de R$ 71 mil em fiscalização do aeroporto do Rio de Janeiro
  • [7] Ibama apreende 630 peixes ornamentais no Aeroporto Internacional de Belém
  • [8] Ingo Seidel, „Erhaltung von Harnischwelsen im Aquarium“, Aquaristik Fachmagazin Juni/Juli 2009
  • [9] Projetos da pesca
  • [10] Sobre a REPAPAq – Rede de Pesquisas Aplicadas para o Desenvolvimento Sustentado da Pesca e da Aquicultura – REPAPAq

Artikel erstellt im Juni 2009

Nachtrag

Angebot von Hypancistrus zebra Wildfängen

Der Export von Hypancistrus zebra ist schon mehrere Jahre nicht mehr erlaubt (sh. Hypancistrus zebra und die Positivliste). Dennoch gibt es auf dem Markt immer wieder Wildfänge dieser Art.

Es kann sich hier tatsächlich um Wildfänge handeln, die zumeist über Kolumbien oder Peru aus Brasilien herausgeschmuggelt wurden. Sind sie erstmal aus Brasilien raus, können sie problemlos frei gehandelt werden.

Von der IBAMA, der brasilianische Polizei, dem brasilianischen Zoll usw. wird immer Mal über das Aufgreifen von Zierfischschmugglern berichtet. Wer die offenen Grenzen z.B. im Dreiländereck Brasilien, Kolumbien und Peru kennt, ahnt, dass es sich beim Aufgreifen wohl nur um Ausnahmen handeln kann. Höchstwahrscheinlich sind die aufgegriffenen Schmuggler zu blöd gewesen, haben es übertrieben oder hatten ungeheuerliches Pech.
Die Armut vieler Einwohner Brasiliens wird einige auch weiterhin zwingen illegal, u.a. auch mit Zierfisch-Schmuggel, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Bei einem in Europa angebotenen Hypancistrus zebra-Wildfang werdet  ihr einen Knopf im Ohr, der ihn als Wildfang eindeutig kennzeichnen könnte sicherlich nicht finden. Es ist bekannt, dass wegen des Wildfang-Hypes auch Trittbrettfahrer unterwegs sind. Es ist nahezu unmöglich zu beweisen, ob angebotene Tiere tatsächlich echte Wildfänge oder nur einheimische Nachzuchten sind.

Kommerzielle „Massen-Nachzucht“ von Hypancistrus zebra

Die Art wird in Südostasien in großen Mengen nachgezogen und weltweit verkauft.
Nachzuchtprojekte sind auch aus Peru bekannt. Über deren Erfolg ist mir jedoch nichts konkret bekannt.

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